POWER INTERVIEW MIT STEFAN BIEDERMANN
Seit wann begleitet dich der Sport in deinem Leben?
Der Sport war schon immer Teil meines Lebens. Anfänglich allerdings eher auf eigene Faust und zusammen mit der Familie. Mit 14 Jahren begann ich im DAV mit Free Climbing. Dem schloss sich eine 17 jährige „Volleyball-Karriere“ bei diversen Vereinen an. Dort konnte ich mit meiner Mannschaft mehrfach den Deutschen CVJM-Meisterschaftstitel sowohl mit den Herren, als auch im Mixed-Bereich erlangen. In der Liga schaffte ich den Aufstieg von der Bezirksliga bis schließlich zur Oberliga. Parallel gründete ich mit Freunden einen Rennradclub. Zusammen bestritten wir mehrere Klassiker wie „Rund um Köln“, „Rund um den Henninger Turm“ und das 24h-Rennen auf dem Nürburgring. 2001 überredete mich eine Bekannte am Köln-Marathon teilzunehmen. Nachdem ich meine Volleyballschuhe an den Nagel gehängt hatte, versuchte ich mich im American Football, wo ich eine Saisonvorbereitung in der Regionalligamannschaft der Assindia Cardinals in Essen bestritt. Schlussendlich kam ich zum OCR.
Welche Sportart(en) übst du aus?
Aktuell konzentriere ich mich voll und ganz auf OCR. Das Schöne daran ist, dass es für OCR nicht reicht NUR laufen zu können. Somit stehen neben dem Laufplan immer wieder Kraft und Technik-Einheiten auf dem Programm. Das Krafttraining unterteilt sich wiederum in normales Krafttraining mit Gewichten und dem Körpergewicht sowie Boulder- und Griffkrafttraining. Zusätzlich geht’s einmal die Woche ins Schwimmbad.
Neben dem OCR (allerdings ehr sporadisch) gehe ich Snow- und Wakeboarden.
Wie kam es dazu?
Jungs aus der Volleyballmannschaft fragten mich, ob ich Bock hätte bei einem Tough Mudder mitzulaufen. Allerdings wollten sie dafür unbedingt nach Berlin, was mir eindeutig zu weit war. Nachdem ich Football zeitbedingt aufgeben musste, brauchte ich einen neuen Sport. Und da ich seit der Frage meiner Mannschaftskollegen einen kleinen Narren an dem Gedanken gefressen hatte, meldete ich mich vor zwei Jahren bei einem Lauf (16km) in Holland an und war angefixt. Mittlerweile bestreite ich OCR Rennen überall auf der Welt.
Was sind die wichtigsten Dinge die der Sport dich gelehrt hat?
Du kannst straucheln, du kannst fallen. Aber Du darfst niemals aufgeben. Und wenn Du nur an Dich glaubst, kannst Du alles erreichen. Du musst nur deinen Geist kontrollieren und Du wirst sehen, was dein Körper alles Unglaubliches leisten kann.
Vor allem hat mich der Sport aber gelehrt, dass das Leben noch viel schöner ist, wenn man raus geht, sich bewegt, glücklich wird. Außerdem sind Sportler an sich ein wunderbarer Schlag Menschen, mit denen ich mich unheimlich gerne umgebe.
Was an deinem Sport begeistert dich und welche Wettkämpfe, Trainingseinheiten, Hindernisse machst du am liebsten?
Das Besondere an meinem Sport ist die Herausforderung. Die Tatsache dass man nicht nur gut laufen oder nur stark sein muss oder technisch versiert an die Hindernisse geht. Es ist das Gesamtpaket was zählt. Und die Tatsache, dass die Veranstalter immer neu Hindernisse auf den „Markt“ bringen. Zu dem gefällt mir der Trend in unserem Sport, dass die Hindernisse immer ausgereifter und technisch anspruchsvoller werden. Es ist eben nicht nur noch der Sport für die breite Masse (wobei diese unsagbar wichtig für unseren Sport ist) sondern sich ein Leistungsgedanke sowohl bei den Veranstaltern als auch bei den Athleten entwickelt.
Der entscheidende Grund diesen Sport ist neben der persönlichen Herausforderung, dass man auch eigentlich nur gegen sich selber Läuft. Dieser Sport ist viel mehr als ein Mannschaftssport auf community und Zusammenhalt ausgelegt. Auch wenn man sich nicht gegenseitig helfen darf in unserem Leistungssegment, stehen alle Teilnehmer zusammen, motivieren sich und feuern sich sogar während der Hindernisse an.
Ich liebe die technisch anspruchsvollen Läufe. Die neue Strong Viking OCR Series, Toughest und nicht zu vergessen die OCR World Championships.
Und weil es halt auch mein Steckenpferd ist, stehe ich die technischen Trainingseinheiten wie free climbing, Parcours und alles was sich ums Hangeln dreht.
Mein favorite Hindernis….schwer zu sagen. Ich liebe Kombihindernisse, flying Monkeybars und von der WM das MultiRig2, welches nur ca. 1,20m hoch war.
Wie sieht ein klassischer Trainingstag bei dir aus?
Einen klassischen Trainingstag gibt es eigentlich nicht. Ich versuche mein Training mit meinem Dienst in Einklang zu bringen. Mal klappt es, mal geht es in die Hose. Oder wie im Moment, kann ich beides vereinen. Somit hab ich eine Mischung aus Lauf- und Krafttraining. Schwimm- und Taucheinheiten sowie Treppen- Parcours- Kombiübungen. Dazu strenge ich gerne meinen Kopf ein bisschen an. Also immer mal ne kognitive Aufgabe mit einfließen lassen.
Welche Herausforderungen sind die größten denen du dich persönlich stellen musstest?
Oft ist die größte Herausforderung, die eigene Motivation zu finden um zum nächsten Intervalltraining oder Tabata-Lauf zu starten.
Was tust du nur für dich?
Es sind die Wettkämpfe. Es sind die Hindernisse. Es geht dabei nicht drum, jemandem zu gefallen oder einem Sponsor zu zeigen, dass man das Geld „wert“ ist. Ich will es mir persönlich beweisen, dass ich alle Hindernisse packe.
Dein ultimativer Tipp für Entspannung und einen stressfreien Tag?
Grundlage für einen guten Tag ist ein gutes Frühstück. Generell ist Essen ein Vergnügen.
„Essen macht Spaß. Und viel essen macht viel Spaß“ Für eine ultimative Entspannung empfehle ich immer einen Tag in der Sauna. Hier kann sich der Körper ausruhen und der Geist abschalten. Niemals vergessen (gerade an Trainings- und Wettkampftagen) ist ausreichend Schlaf.
Was ist dein Lebensmotto?
Wenn es zwei Wege gibt, wähle den schweren. Auf dem einfachen herrscht zuviel Gedränge.
Du kannst alles erreichen, wenn Du nur fest daran glaubst und hart dafür trainierst.
Aus welchen Dingen schöpfst du Kraft?
Aus der unermüdlichen Unterstützung meiner Freundin, die mich immer wieder ermutigt und antreibt Dinge zu erreichen, die ich manchmal evtl aus den Augen zu verlieren scheine.
Was willst du den Menschen mitgeben?
Glaubt an Euch!!!!
Wie schaffst du es schwierige Situationen zu überwinden? (Privat & Sportlich)
Mit einem eisernen Willen und viel Disziplin. Dazu kommt noch, dass man sich eingestehen sollte, wenn man etwas (noch) nicht kann. Dann sollte man sich ein Herz fassen und Rückhalt bei anderen Menschen suchen. Gemeinsam ist man Stark.
Was war dein größtes sportliches Erfolgserlebnis?
Der 14. Platz bei den OCR World Championships in meiner Altersklasse und am Tag drauf Platz 7 im Elite Team-Race mit Charles Franzke und Bastian Bäumer.
Cool natürlich auch mein erster Sieg bei einem Rennen, dem aller ersten Spartan 300 in Tirol 2016.
5 Wörter oder Begriffe die im Kontext mit deiner Lebensphilosophie stehen?
- 1 Ehrgeiz
- 2 Vertrauen
- 3 Disziplin
- 4 Wille
- 5 SPAß!!!!!
Was willst du uns noch mitteilen?
Habt Spaß bei dem was ihr macht. Egal was. Genießt Euer Leben. Wir haben nur das Eine.
Jeder der dieses Interview bis hierher gelesen hat (schon mal vielen Dank dafür) geht morgen raus und lächelt. Lächelt mal einen fremden Menschen an. Die meisten werden irritiert sein. Aber es wird nicht lange dauern, dann lächelt einer/eine zurück. Es wird Euch den tag versüßen. Und den der anderen Person auch!